50 Jahre Römervertrag
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Die Römerstadt Augusta Raurica entwickelt sich kontinuierlich weiter zu einem führenden Zentrum für römische Archäologie und Geschichte.
Angeregt durch vermögende Basler Bürger fanden ab 1582 im Augster Theater erstmals grössere Ausgrabungen statt, die vom Basler Rat mitfinanziert wurden. Die Motivation für diese kostspielige Unternehmung ist nicht genauer bekannt. Vieles weist aber darauf hin, dass man sich wertvolle Funde und günstiges Baumaterial erhoffte. Mit der Freilegung betraut wurde der Bergbauspezialist Andreas Ryff, von dessen Fachkenntnissen im Stollenbau man sich offenbar eine kompetente Durchführung der Arbeiten versprach.
Aus archäologischer Sicht war es ein Glücksfall, dass 1587 der Basler Jurist und Humanist Basilius Amerbach auf die freigelegte Ruine aufmerksam wurde. Von 1588 bis zu seinem Tod im Jahre 1591 dokumentierte und vermass er die freigelegten Baureste aus rein wissenschaftlichem Interesse. Ab 1590 unterstützte ihn dabei der Basler Kunstmaler und Vermessungsfachmann Hans Bock der Ältere. Dadurch entstand eine umfangreiche, über 80 Seiten umfassende archäologische Dokumentation aus Plänen, Beschreibungen und Skizzen, die für ihre Zeit einzigartig ist und heute in der Universitätsbibliothek Basel aufbewahrt wird.
Daniel Bruckner widmete sich in seinem 1763 erschienenen 23. Band zu den «Merkwürdigkeiten der Landschaft Basel» ausführlich den damals bekannten Ruinen von Augusta Raurica. Ebenso befasste er sich mit den Überresten des Theaters, wobei er sich über weite Strecken auf die Dokumentation Amerbachs aus dem späten 16. Jahrhundert abstützte.
Nach gelegentlichen weiteren Grabungen kam es im 19. Jahrhundert zu den ersten, modernen Ansprüchen genügenden, seit 1878 systematisch durchgeführten wissenschaftlichen Untersuchungen dieses Geländes: Die Forschungsergebnisse des Basler Gymnasiallehrers Theophil Burckhardt-Biedermann und seiner Mitarbeiter hatten zur Folge, dass man sich in Basel neu und stärker für die Theaterruine zu interessieren begann.
Im Jahre 1884 erwarb die Historische und Antiquarische Gesellschaft zu Basel (HAG) mithilfe einer Schenkung von Johann Jakob Merian das ganze Gelände mitsamt dem gegenüberliegenden Schönbühl. In den folgenden Jahrzehnten setzte der Jurist, Historiker und Archäologe Karl Stehlin die Arbeit seiner Vorgänger zielstrebig fort. Ihm ist ein wesentlicher Teil unserer heutigen Kenntnisse über die antike Stadt zu verdanken.
Da es sich bald nach Stehlins Tod (1934), trotz dessen grosszügiger Zuwendungen, rasch zeigte, dass die archäologischen Aktivitäten auf Dauer nicht sichergestellt waren, entschloss sich die Historische und Antiquarische Gesellschaft zu Basel zur Schaffung einer selbstständigen Stiftung mit einem zur Hauptsache unantastbaren Kapital und einem Kreis von Gönnern, damals Kontribuenten genannt, die regelmässige Einkünfte garantieren sollten. Am 29. Juni 1935 wurde die Urkunde der Stiftung Pro Augusta Raurica unterzeichnet.
Dank der finanziellen Unterstützung der zunächst 370 Gönner konnten die Forschungen in Augusta Raurica fortgesetzt und intensiviert werden.
1955 erhielt die Stiftung von dem in der Villa auf Castelen wohnenden Grossindustriellen René Clavel das von ihm inspirierte und mitgestaltete Römerhaus geschenkt. 1957 wurde das vom Kanton Basel-Landschaft gestiftete Museum eröffnet. Damit war die noch heute bestehende geschlossene archäologische Zone mit Theater, Schönbühltempel, Römerhaus und Museum geschaffen. Im Jahre 1959 wurde das Areal des wiederentdeckten Amphitheaters dank einer Sammlung und einer weiteren Schenkung René Clavels von der Stiftung erworben.
In der Folge zeigte sich immer deutlicher, dass die Stiftung mit der alleinigen Verantwortung für die Forschungen in Augusta Raurica überfordert war. In den 1960er- und 1970er-Jahren hatten die Ausgrabungen infolge der hektischen Bautätigkeit Dimensionen erreicht, die nur noch mit staatlichen Mitteln zu finanzieren waren. Am 1. Januar 1975 trat der «Vertrag über die Römerforschung» in Kraft, der dem Kanton Basel-Landschaft die Hauptlast der wissenschaftlichen Tätigkeit übertrug, aber auch die Nachbarkantone zur Unterstützung verpflichtete.
Die einst imposante römische Stadt ist heute auf zwei Kantone und zwei Gemeinden verteilt. Die ehemalige Oberstadt liegt in Augst im Kanton Basel-Landschaft, während die Unterstadt und das spätere Castrum Rauracense in Kaiseraugst am Rhein und damit im Kanton Aargau liegen. Viele geschützte Denkmäler, so zum Beispiel das Theater und der Schönbühltempel, befinden sich im Besitz der Historischen und Antiquarischen Gesellschaft zu Basel und sind dadurch vor moderner Überbauung geschützt.
Der Römervertrag von 1975 (erneuert 1998) zwischen der HAG, der Stiftung Pro Augusta Raurica sowie den Kantonen Basel-Landschaft, Basel-Stadt und Aargau hält unter anderem fest:
Die entsprechenden gesetzlichen Rahmenbedingungen sind im Römervertrag, im Kulturfördergesetz und im Archäologiegesetz des Kantons Basel-Landschaft sowie dem Kulturgesetz des Kantons Aargau festgehalten.
Museum & Römerhaus, geschützte Monumente und Tierpark
März bis Oktober
Täglich: 10.00 – 17.00 Uhr
Museum & Römerhaus geschlossen am 29. August und 1. September 2025.
November bis Februar
Di–So: 10.00 – 15.00 Uhr
Geschlossen am 24.–26. Dezember, 31. Dezember und 1. Januar.
Freilichtgelände
24 Stunden / 365 Tage offen
AUGUSTA RAURICA
Giebenacherstrasse 17
CH-4302 Augst
Freilichtgelände, geschützte Monumente und Tierpark
kostenlos
Museum inkl. Römerhaus
Voller Preis: CHF 8.–
Reduzierter Preis: CHF 6.–
Alle Preise und Vergünstigungen