Forschungsgeschichte

Seit Jahrhunderten werden die Ruinen von Augusta Raurica ausgegraben und erforscht. Immer wieder stellen neue Forschungsergebnisse althergebrachte Lehrmeinungen infrage und verändern und erweitern unser Bild der antiken Stadt.

Ruinen – Vom Steinbruch zur Forschungsstätte

Die verlassene Stadt Augusta Raurica, deren imposante Ruinen immer sichtbar waren, war stets ein Anziehungspunkt für die Menschen.

Bereits seit dem Ende des 3. Jahrhunderts n. Chr. wurden Tonnen von Steinen abtransportiert und als wertvolles Baumaterial an einem anderen Ort wiederverwendet oder man verbrannte sie an Ort und Stelle in Öfen zu Kalk.

In der Renaissance lebten die Ideale der Antike auf und das Interesse an Altertümern erwachte. Damals waren die Ruinen von Augusta Raurica fast vollständig mit Erde und Pflanzen überdeckt. Die ersten Forschungsgrabungen in Augusta Raurica unternahm Basilius Amerbach (1533–1591). Er untersuchte das Theater und liess es akribisch vermessen.

In der wirtschaftlich und politisch schwierigen Zeit des Dreissigjährigen Kriegs mit Pestepidemien und Hungersnöten erlosch das Interesse an der Vergangenheit.

Antikenfieber und Suche nach den Ahnen

Mit der Aufklärung erwachte der Forschergeist neu. Daniel Bruckner (1707–1781) schrieb in «Versuch einer Beschreibung der historischen und natürlichen Merkwürdigkeiten der Landschaft Basel» ausführlich über Augusta Raurica. Nur wenige Jahrzehnte später, während der Romantik, wurden für private Parkanlagen in Basel antike Bauelemente ausgegraben und abtransportiert.

Mit dem Ziel, ein Nationalgefühl herauszubilden, förderte die Helvetische Republik zu Beginn des 19. Jahrhunderts die Suche nach einem gemeinsamen Ursprung des Schweizer Volkes. Als ruhmreiche Vorfahren wurden jedoch nicht die Römer, sondern die keltischen Helvetier gefeiert. Erst im späten 19. und im 20. Jahrhundert festigte sich, beeinflusst durch die Forschungsergebnisse von Althistorikern, die Vorstellung der Römer als überragende Kulturbringer. Im Auftrag der 1836 gegründeten «Historischen und Antiquarischen Gesellschaft zu Basel» forschte Theophil Burckhardt-Biedermann (1840–1914) in Augusta Raurica.

Von Beginn des 20. Jahrhunderts an wurden in einer «Zurück-zur-Natur»-Bewegung die sogenannten Pfahlbauer populär; die Römer betrachtete man eher als dekadente Besatzungsmacht. Trotzdem wurde Augusta Raurica durch Erlasse der Regierung unter Schutz gestellt. Privatleute wie der Basler Jurist Karl Stehlin (1859–1934) erforschten die Stadt auf eigene Kosten.

Vor der Zerstörung Bewahren – Augusta Raurica heute

Seit den 1940er-Jahren werden die Erhaltung, die Erforschung und die Vermittlung von Augusta Raurica immer mehr durch öffentliche Gelder finanziert.

Der Bauboom der 1960er-Jahre und der Bau der Autobahn führten zu grossflächigen Rettungsgrabungen im Gebiet der römischen Stadt. Ganze Stadtteile wurden unter enormem Zeitdruck ausgegraben und dokumentiert und die Grundstücke danach zur Überbauung freigegeben.

Heute sorgt ein Archäologiegesetz dafür, dass die noch erhaltenen Stadtteile von Augusta Raurica nicht weiter zerstört und überbaut werden. Die Ruinen bleiben, wenn immer möglich, gut geschützt unter der Erde verborgen.

In den Funddepots von Augusta Raurica lagern rund 2 Mio. Fundstücke aus den Ausgrabungen. Die Objekte gehören den Kantonen Basel-Landschaft (Funde aus Augst) und Aargau (Funde aus Kaiseraugst). Die Sammlung der Ausgrabungsfunde steht Forscher:innen aus der ganzen Welt zur Verfügung: Die Funde werden untersucht und die Ergebnisse in wissenschaftlichen Publikationen veröffentlicht. Diese Forschungen sind die Grundlage für unser Wissen über Augusta Raurica.

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