Sechserherr

Augusta Raurica - Sechserherr - Zeichnung Bernard Reymond, Yverdon

«Mein Name ist Lucius Ciltius Cossus und unsere Familie lebt schon seit «ewigen Zeiten» in diesem Gebiet. Wie die Inschrift zeigt, hiess mein Vater Celtillus: Er war keltischer Herkunft, aber das habt Ihr bestimmt schon selber erraten. Aus meinem dreiteiligen Namen könnt Ihr ersehen, dass ich das römische Bürgerrecht besitze. Ich verrichte das Amt eines Sechserherrn und bin somit Mitglied einer Vereinigung für die zuverlässige und formvollendete Ausübung des Kaiserkultes. Im Gegensatz zu mir sind die meisten meiner Kollegen Freigelassene: Das Amt des Sechserherrn ist nämlich eines der wenigen prestigeträchtigen Ämter, für welches kein römisches Bürgerrecht verlangt wird. Reich muss man allerdings trotzdem sein, um sich dafür zu bewerben!»


Der Sechserherr ist durch eine Inschrift bekannt

MERCVRIO

AVGVSTO SACR(um)

L(ucius) CILTIVS CELTIL

LI F(ilius) QVIRINA (tribu) COS

SVS IIIIII VIR AVG(ustalis) L(ocus) D(atus) D(ecreto) D(ecurionum)

Dem Mercurius Augustus geweiht. Lucius Ciltius Cossus, Sohn des Celtillus, aus der Bürgerabteilung Quirina, Mitglied des Kollegiums der kaiserlichen Sechserherren. Der Platz (für die In­schrift) wurde auf Beschluss des Stadtrates zur Verfügung gestellt.


Ein Blick in die Kleidertruhe

Der Sechserherr ist in einer Tunica mit zwei roten Streifen dargestellt. Diese clavi waren ein Standesabzeichen, das ursprünglich den Mitgliedern der höchsten Stände vorbehalten war, also den Rittern und Senatoren in Rom. Darüber trägt Lucius Ciltius Cossus eine Toga aus weisser Wolle und dazu geschlossene Lederstiefel (calcei). Er hält ein Kästchen mit Räucherwerk für das religiöse Opfer in den Händen. Das Beschlagblech des Kästchens und der Fingerring sind Funde aus Augusta Raurica.