Zollbeamter

Augusta Raurica - Beamter einer Zollstation - Zeichnung Bernard Reymond, Yverdon

«Als Beamter der raurachischen Zollstation sorge ich dafür, dass der Kaiser erhält, was ihm gebührt: Die Zolleinnahmen! Wie Du auf dieser Inschrift siehst, gibt es in Augusta Raurica nämlich eine Zollstation. Und bevor Du mich fragst: Nein, unsere Stadt liegt nicht an der Grenze, schon seit Jahren nicht mehr! Sie liegt mitten im gallischen Zollbezirk, der «XXXX Galliarum», einem riesigen Gebiet, das mehrere römische Provinzen umfasst und von Massilia (dem heutigen Marseille, F) bis nach Trajectum (dem heutigen Utrecht, NL) reicht. In Eurer Sprache heisst der Name unseres Zollbezirkes «der Vierzigstel aus Gallien». Denn hier müssen alle ein- oder ausgeführten Güter mit einem Vierzistel ihres Warenwertes versteuert werden, also mit 2,5%. Weil Augusta Raurica an einem Verkehrsknotenpunkt liegt und hier deshalb viele Güter ankommen und umgeladen werden, zum Beispiel von Frachtschiffen auf Ochsenkarren, läuft das Geschäft gut. Beklagen muss sich sowieso niemand, denn ist die Gebühr einmal bezahlt, zeigt eine Metallplombe dies an – so wird keiner ein zweites Mal zur Kasse gebeten».


Durch eine Inschrift ist eine Zollstation bekannt

STAT(ionis) RAVRACENSIS

XXXX GALLIAR(um) …

(…Beamter) der raurachischen Zollstation des gallischen Zollbezirkes (…)


Ein Blick in die Kleidertruhe

Die Illustration zeigt den Zollbeamten in einer über einer Untertunika getragenen, langärmligen Tunika ohne Gurt. Dazu trägt er geschnürte Gamaschen und Lederschuhe. Er hält einen Stapel zu einem «Buch» gebundene Schreibtäfelchen, einen so genannten Codex, in den Händen. Die Ausstattung wurde nach römischen Steindenkmälern aus dem Moselgebiet (D) zusammengestellt.


Verwalter der Getreidespeicher

Augusta Raurica - Verwalter der Getreidespeicher - Zeichnung Bernard Reymond, Yverdon

«Gestatten: Mein Name ist Fortis, ich bin kaiserlicher Sklave und als solcher Dispensator, Verwalter der Getreidespeicher. Im Dienste meines Herrn, des Kaisers, verwalte ich das kostbare Getreide, das die umliegenden Gutshöfe dem Staat jährlich als Steuer abtreten müssen - natürlich tun sie das nur widerwillig, das versteht sich von selbst. Ich stifte den Göttern einen Altar, genauso wie ich es ihnen vor einiger Zeit versprochen habe. Als kaiserliche Sklave bin ich einer der wenigen meines Standes, der eine so kostspielige Gabe zu spenden vermag».


Der Verwalter ist durch eine Inschrift bekannt

… FOR? TIS AVG(usti servus)

DISP(ensator) HOR(reorum)

V(otum) S(olvit) L(ibens) L(aetus) M(erito)

Für … hat … Fortis (?), Sklave des Kaisers, Verwalter der Getreidespeicher, sein Gelübde gern, freudig und wie es sich gehört eingelöst.


Ein Blick in die Kleidertruhe

Als Respektperson und Steuereintreiber des Kaisers ist der Verwalter in einer Tunika mit zwei Streifen (clavi) und einem in römischer Manier gewickelten Mantel dargestellt. Geschlossene, den Wohlhabenden vorbehaltene, Lederstiefel (calcei) runden das Erscheinungsbild ab. Der an einer Kette befestigte Schlüssel ist ein Fund aus Augusta Raurica.


Weitgereister Händler

Augusta Raurica - Händler - Zeichnung Bernard Reymond, Yverdon

«Mein Name ist Marcellus, ich bin ein Kaufmann aus dem Gebiet des keltischen Stammes der Rauriker, aus der Gegend der Hauptstadt Augusta Raurica. Auf dem Rhein verhandle ich Wein und andere Güter. Manchmal fährt meine Flotte sogar übers stürmische Meer bis nach Britannia, ganz ans Ende der römischen Welt.

Wie viele Kollegen meiner «Zunft» stiftete ich der Göttin Nehalennia in ihrem Heiligtum an der Nordsee einen prächtigen Altar. Die Gabe kostete mich einiges und ausserdem ist die Göttin ja eigentlich germanisch… doch glücklicherweise schützt sie auch unsereins und unseren Wohlstand. Hoffentlich bleibt das so!

Der beste Platz auf dem Altar ist natürlich der Göttin vorbehalten. Aber auf den Schmalseiten liess ich eines meiner schwer mit Fässern beladenen Schiffe abbilden und, bestimmt erratet Ihr es selbst, auch noch meine Wenigkeit.

Zu guter Letzt, lest die Inschrift, hört und staunt: Ich habe es weit gebracht im Leben, bin reich und sogar Sechserherr geworden und damit ein bedeutender Mann in Augusta Raurica».


Marcellus ist durch eine Inschrift bekannt

DEAE

NEHALENNIAE

MARCELLVS

IIIIII VIR AVG(ustalis) CIVITAT(is)

RAVRACORVM L(ibens) M(erito)

Der Göttin Nehalennia (weihte) … Marcellus, Mitglied des Kollegiums der kaiserlichen Sechserherren der Stadtgemeinde (oder der Stammesgemeinde) der Rauriker, (diesen Altar) gerne und wie es sich gehört.


Ein Blick in die Kleidertruhe

Der auf dem Altar für Nehalennia dargestellte Mann diente als Vorbild für die Figur des Kaufmanns auf dem Forum. Er trägt die typisch einheimische und dem hiesigen Wetter angepasste Kleidung bestehend aus einer langärmligen Tunika, einem gallo-römischen Kapuzenmantel (cucullus) und dazu Wadenbinden und Lederstiefel.