Nutztierarten im Tierpark Augusta Raurica

Vor über 30 Jahren hat die Stiftung Pro Augusta Raurica (PAR) den «römischen Nutztierpark» ins Leben gerufen. Der Schwerpunkt lag auf Tierarten, wie sie bereits in römischer Zeit gehalten wurden. So wissen wir einerseits durch systematische Messungen an ausgegrabenen Tierknochen und andererseits durch bildliche Darstellungen, dass die «Walliser Landschafe», die «Nera-Verzasca-Ziegen», die «Wollschweine» und das bunte Federvieh im Tierpark den römischen Nutztieren gleichen, die in Augusta Raurica und den umliegenden Gutshöfen gehalten worden sind. Diese «alten» Rassen wurden in Zusammenarbeit mit der Integrativen Prähistorischen und Naturwissenschaftlichen Archäologie (IPNA) der Universität Basel und mit ProSpecieRara ausgesucht.

Nera-Verzasca-Ziegen

Diese Ziegen wurden zuerst in den Bergtälern des Tessins gehalten. Sie sind für ihre Widerstandsfähigkeit bekannt und ertragen auch extreme Temperaturen. In Herden führen sie im Sommer auf den Alpen ein wildes Ziegenleben. Die ersten Hausziegen wurden vor etwa 10000 Jahren im vorderen Orient aus Wildziegen gezüchtet.

Schwalbenbäuchige Wollschweine

Diese Schweine sind neugierig und robust. Ihre Jungen haben Streifen und gleichen neugeborenen Wildschweinen. Sie brauchen nicht unbedingt einen Stall: Den Ferkeln genügt das von ihrer Mutter gebaute Nest auch bei Kälte. Die ersten Hausschweine wurden vor etwa 10500 Jahren im Nahen Osten gezüchtet.

Walliser Landschafe

Walliser Landschafe sind zutraulich und robust. Sie fressen sogar Rinde, Blätter und älteres Gras. Die grobe, lange Wolle schützt sie vor Kälte und Nässe. Ihre Lämmer können auch im Winter zur Welt kommen. Die ersten Hausschafe wurden vor etwa 10000 Jahren im Gebiet des Fruchtbaren Halbmond (Mesopotamien) aus Wildschafen gezüchtet. Walliser Landschafe werden heute zur Landschaftspflege eingesetzt und liefern Filzwolle und Fleisch.

Zackelschaf

Charakteristisch für die Zackelschafe sind ihre geraden Schraubenhörner, die beim Schafsbock bis zu 1 m lang werden können. Sie stammen von domestizierten Wildschafen aus Zentralasien ab. Im 9. Jahrhundert wurden die Zackelschafe nach Ungarn gebracht, wo sie bis heute als Nationaltier gelten und geschützt werden. Zackelschafe gelten als sehr seltene Rasse und sind vom Aussterben bedroht.

Das Zackelschaf kann zur Landschaftspflege eingesetzt werden und passt sich verschiedenen klimatischen Verhältnissen an. Es gilt als guter Milchlieferant und liefert warme, grobe Wolle.

Sie strotzen vor Gesundheit! Zackelschafe sind langlebig und sehr krankheitsresistent. Diese Robustheit macht sie zu einem guten Einsteigerschaf. Allerdings sind sie keine Schmusetiere, sondern haben Wildtiercharakter.

Sardische Zwergesel

Sardische Zwergesel kommen aus dem Mittelmeergebiet. Esel sind extrem gute Futterverwerter - bei Überfütterung werden sie deshalb dick und krank. Sie sind genügsam und stark und werden seit etwa 6000 Jahren als Nutztiere gehalten. Wie alle Hausesel stammen auch die Zwergesel ursprünglich vom afrikanischen Wildesel ab. Esel werden als Last-, Zug- und Reittiere eingesetzt.

Gänse

Bei den Gänsen sehen Weibchen und Männchen gleich aus, jedenfalls für uns Menschen. Gänse ernähren sich von Pflanzen, ihre Jungen auch von Insekten. Sie verschlingen manchmal kleine Steine – denn Vögel haben keine Zähne und die Steinchen helfen ihnen dabei, das Futter im Magen zu zerkleinern. Bei den Rothalsgänsen handelt es sich um Wildgänse.

Im Tierpark werden Diepholzergänse, Pommerngänse, Rothalsgänse und Höckergänse zusammen gehalten.

Enten

Bei den Enten werben die Männchen mit einem auffälligen Gefieder um die Weibchen. Diese sind dank ihrer unauffälligen Farben beim Brüten gut getarnt. Hausenten stammen von der wilden Stockente ab. Auch Braut-, Mandarin- und Riesentafelenten sind Wildtiere, allerdings aus weit entfernten Gegenden.

Im Tierpark werden Pommernenten, Laufenten, Sachsenenten, Brautenten, Mandarinenten und Riesentafelenten zusammen gehalten.

Appenzeller Barthuhn

Das Appenzeller Barthuhn ist ein Haushuhn, das seit Mitte des 19. Jh. vor allem in der Ostschweiz gezüchtet wird. Bei Henne und Hahn ist das Gefieder im Kopfbereich zu einem auffälligen «Bart» ausgebildet. «Bartli» werden diese Hühner mit Vollbart im Appenzellerland genannt. Barthühner sind genügsam, einfach zu halten und suchen einen grossen Teil ihres Futters selbst. Sie gehören zum traditionellen Bauernbetrieb im Appenzellerland und sind ein lebendes Kulturgut dieser Region. Barthühner sind wetterfest und können das ganze Jahr über draussen leben. Jedes Huhn liefert etwa 160 Eier pro Jahr.